Korsika 2016

Dieses Jahr haben wir beschlossen, alleine die Sommer-Tour zu machen. Warum? Es ist zeitgleich unsere Hochzeitsreise. Verständlich, dass wir diese alleine machen möchten, oder? 
Kurz vor Start der Tour haben wir hier auch etwas umdisponiert. Anfangs war geplant, von Zuhause aus direkt mit den Mopeds zu fahren. Da jedoch mein neuer Wagen samt Hängerkupplung früher als geplant kommt,  beschließen wir kurzfristig, bis nach Österreich mit Hänger zu fahren. Es ist definitiv die richtige Entscheidung, allein schon aufgrund der herrschenden Witterung.  Zuvor müssen wir aber die Erfahrung machen, dass es nicht so einfach ist “mal eben” einen Hänger zu bekommen, der auch die deutschen Grenzen überqueren darf.
Dank unserem Moped-Schrauber Volker Jaffke klappt das dann doch. Er vermietet uns seinen Hänger (den er eigentlich auch zum Abholen von Motorrädern braucht) stehenden Fußes für 2 Wochen für kleines Geld. Obendrein reißt er sich noch ein Bein aus beim Umdisponieren,  da dieser Hänger eigentlich am Wochenende,  an dem wir losfahren wollen, für einen Freund von ihm für ein Rennstreckentraining reserviert ist.
Hierfür an dieser Stelle noch einen mehr als herzlichen Dank, Volker!

Tag 1: Los geht’s!
Mit den Mopeds auf dem Hänger geht es Richtung Imst in Österreich. So wie das Wetter ist, sind wir froh, uns für die Variante mit dem Hänger entschieden zu haben. Der Fernpass ist bestimmt geil mit dem Moped, aber definitiv  nicht bei 9 Grad Celsius, wenn vor lauter Regen schon das Wasser bachartig über die Straße fließt…
Unsere erste Übernachtung ist diesmal nicht in einem Hotel, sondern bei der lieben Myriam nebst Bernhard. Als kleine Überraschung der beiden haben wir zum Abendessen je eine Pizza in Herzform serviert bekommen. Eine tolle Überraschung!

 

Tag 2: Heute geht es bis an den Gardasee…
Nach einem gemütlichen Frühstück bei Myriam und Bernhard fahren wir im strömenden Regen los, der uns auch den Rest des Tages nicht wirklich verlassen will. Eigentlich wollen wir über Obergurgl über die Alpen. Da herrschen aber gerade “kuschelige” 1°C und Regen. Da bei so Temperaturen bekanntlich Regen auch schnell zu Schnee wechseln kann, beschließen wir, doch lieber über den Brenner zu fahren. Hier sind es wenigstens 10°C. Trotzdem machen wir eine ungeplante Erfahrung: wir lernen den Unterschied der verschiedenen Reifen kennen. Während der Pilot Road 4 auf der Fazer noch problemlos auf der Strasse klebt, kommt der Angel GT auf der XJ6 an seine temperaturbedingten Grenzen und möchte vorne ausbrechen. 
Erst nach 18 Uhr kommen wir aus dem Regenkombi… zwischendurch dann mal ein spontaner Halt an der Strasse in einem Lokal, in dem eigentlich geschlossene Gesellschaft ist, trotzdem serviert man uns spontan etwas zu essen.
Trotz des Regens ist es ein super Tag auf dem Moped, abends dann ein schnuckeliges Lokal und super Essen….

Tag 3: Pisa ruft!
Nach einem reichhaltigen Frühstück geht es wieder ab auf die Mopeds und auf der östlichen Seite des Gardasees die Küstenstraße entlang. Im Nachhinein die falsche Entscheidung, nicht über die Bergstraße zu fahren. Die Strecke kann man sich echt sparen… ok, konnten wir auch nicht mehr ändern, beim nächsten Mal machen wir es anders …
Spontan finden wir an der Landstraße noch ein Restaurant, in  dem wir gemütlich für sage und schreibe 10€ p.P. ein Zwei-Gänge-Menü inkl. Getränke und Kaffee genießen können. Danach beschließen wir, bis nach Pisa über die Bahn zu fahren, weil es sonst zu spät wird und wir nichts mehr von Pisa sehen können. Dazu kommt auch noch, dass wir in Pisa verabredet sind. Ein Freund von uns ist gerade beruflich dort… zu Hause schaffen wir es ja nicht, uns zu treffen… 😉
In Pisa am Hotel angekommen haben wir dann etwas Angst um unsere Motorräder. Das Hotel ist unweit vom Bahnhof und da ist auch das afrikanische Viertel. Wir stellen die Mopeds ab und man kann förmlich sehen, wie es in den Gesichtern der Leute “rattert”, was die für welches Teil des Mopeds so bekommen würden… Glück im Unglück: die Mädels fahren wir kurz danach in die überwachte Tiefgarage.
So, jetzt sind wir auch wieder beruhigt. Aufs Zimmer, frisch machen und dann mit Markus treffen. 
Nach etwas Sightseeing durch Pisa finden wir ein total schnuckeliges Restaurant in einer Seitenstraße und genießen ein tolles Essen. Der schiefe Turm ist übrigens wirklich bildschön und absolut sehenswert…

 

Tag 4: ab nach Livorno zur Fähre… oder dann doch nicht…
Dafür, dass das Hotel nicht gerade in einem schönen Stadtteil ist, ist das Frühstück grandios. Und wie an jedem Tag heißt es jetzt: ab auf die Mopeds!
Wir fahren jetzt nach Livorno und nehmen da die Mittagsfähre nach Bastia… äh… doch nicht! In Livorno angekommen, stellen wir fest, dass die Mittagsfähre vor einer Woche eingestellt wurde. Was tun? Handy raus und schauen, was es sonst für Möglichkeiten gibt. Einen Tag verschenken und am nächsten Morgen die Fähre nehmen können wir nicht, damit wäre sonst die gesamte restliche Planung zerstört.
Von Genua geht eine Nachtfähre. Passt! Müssen dann zwar die Übernachtung in Bastia zahlen, da zu spät zum stornieren, aber der Rest passt dann wieder.
Da wir keine großartige Zeit verlieren wollen, geht es erstmal über die Autobahn. Wir liegen  dann sehr gut in der Zeit  und beschließen, dass wir das letzte Stück wieder Landstraße fahren. Und das ist absolut die richtige Entscheidung, Kurve an Kurve.
Mittags halten wir dann an einem Restaurant an, welches sich kurz darauf als wohl örtlicher Moped-Treff entpuppt. Wir genießen ein tolles Mittagessen mit hausgemachter Pasta. So, weiter Richtung Genua!
In Genua angekommen, erleben wir die italienische “Fahrkunst” in Städten. Zwei (Auto-)Fahrspuren gleich 6 Fahrspuren für Rollerfahrer! Da kachelt ein Rollerfahrer mit 70 km/h an mir vorbei. Zwei Ecken weiter stehen die Carabinieri. Ich denke mir “oh oh, gleich gibt’s Ärger”. Von wegen! Der Rollerfahrer hupt die auch noch an und winkt freundlich!
Wir sind nun am Hafen und warten darauf, dass unsere Fähre ankommt. Kommen dabei noch nett ins Gespräch mit den restlichen Mopedfahrern, die ebenfalls warten.
Irgendwann ist dann auch (verspätet) die Fähre da und wir können an Bord. Nachdem unsere Mopeds gesichert sind (naja, eher vor dem Umkippen geschützt), bekommen wir unsere Kabine zugeteilt. Ganz ehrlich: für eine Fähre echt komfortabel. Zwar Etagenbetten, aber immerhin mit eigenem Badezimmer. Also noch im Hafen  ab unter die Dusche und dann frisch und sauber die Ausfahrt aus Genua mit über dem Meer aufgehenden Vollmond erleben.. schon fast kitschig romantisch, aber immerhin sind wir ja auf Honeymoon (kleines Wortspiel konnte ich mir nicht verkneifen). 

 

Tag 5: Calvi, wir kommen!
Um 8 Uhr morgens sind wir dann in Bastia. Ich frag mich zwar immer noch, warum die uns schon um 6:30 Uhr per Durchsage aus dem Bett geworfen haben, aber so kann wohl die Schiffs-Gastronomie noch etwas am Frühstück verdienen… bei uns nicht, nachdem wir abends für quasi eine Kleinigkeit 45 € losgeworden sind.
Es geht jetzt rund um das  Cap Corse bis nach Calvi. Strecke und Aussicht einfach nur unglaublich schön. Die Korsen schaffen es einfach nicht, gerade Straßen zu bauen, immer nur Kurven ;-).  Ist echt schwer zu beschreiben, wie  traumhaft dieses Korsika ist.
Aber: wenn ihr vorhabt eine Tour hierhin zu machen, keine Nebenstraßen in der Route einplanen! Wir wussten es nicht vorher und haben es gemacht. Nach einigen Kilometern über eine ziemlich zerlöcherte Straße hörte diese einfach auf und es war nur ein Feldweg über. Also einmal kehrt und zurück auf die Hauptstraße. Außerdem sind auch die Hauptstraßen auf Korsika größtenteils Herausforderung genug…
In Calvi angekommen, beziehen wir unser Hotel und schauen uns danach die Stadt an. Calvi ist das St. Tropez Korsikas. Was für ein “Schaulaufen der Eitelkeiten”! Es macht aber Spaß, sich an den wirklich schönen Hafen zu setzen und einfach mal zu schauen…

 

Tag 6: nächstes Tagesziel… Porticcio
Von Calvi aus geht es heute nach Porticcio. Mal sehen, was uns heute so erwartet. Wir fahren in Calvi los und kurz danach -obwohl Hauptstraßen- ist die Straße zu unseren Verhältnissen eher ein Feldweg. Hinter jeder Kurve kann eine Überraschung kommen. Von Löchern auf der Straße bis hin zu quasi nicht mehr vorhandener Straße ist alles möglich. Nach ca. 30 Kilometern wird die Straße wieder halbwegs vernünftig und man kann auch wieder die Aussicht genießen. 
Wir halten an einem Café an, trinken etwas, wollen grad wieder losfahren… und wer kommt da angefahren? Elmar und Carola! Die beiden haben wir auf der Fähre kennengelernt. Da wir die gleiche Route haben, fahren wir ein ganzes Stück zusammen. Irgendwann verabschieden wir uns während der Fahrt. Sie haben ihr Tagesziel erreicht, wir haben noch einige Kilometer vor uns.
Kurz danach kommt ein Supermarkt. Wir halten an, um etwas fürs Mittagessen einzukaufen. Verpacken die Einkäufe in das bisschen Platz in den Heckrucksäcken und suchen dann einen Platz im Schatten, um das Eingekaufte zu essen. Haben auch etwas gefunden. Eine Bucht am Straßenrand. 
Nach einem echt leckeren Biker-Mittagessen fahren wir weiter. Die Aussicht wird von Minute zu Minute atemberaubender. Wir fahren förmlich durch die Berge hindurch. Halten noch zwischendurch an einer Parkbucht an, um die atemberaubende Aussicht zu genießen. Was eine tolle Landschaft! 
Langsam kommen wir danach wieder in bevölkerte Ecken Korsikas. Fahren an Ajaccio vorbei und sind kurz danach in Porticcio. Das Hotel quasi im Kreisverkehr, aber im recht einfachen, aber sauberen Zimmer merkt man davon nichts.
Wir gehen dann noch zur Strandpromenade und zum Strand, Anke bekommt dann auch endlich ihr lang ersehntes Bad im Mittelmeer. Langsam nähert sich die Zeit zum Abendessen. Also, ab aufs Zimmer, frisch machen und Google nach einem Restaurant fragen. Antwort: Restaurant Le Colissé. Also los!
Die Bewertungen bei Google treffen es absolut:  Tolles Restaurant! Wir sitzen quasi am Strand, genießen bei leiser Chillout-Musik den Untergang der Sonne hinter den Bergen und dazu ein tolles Abendessen. Irgendwann müssen wir uns zwingen, wieder Richtung Hotel zu gehen, wir hätten da noch stundenlang sitzen bleiben können. Aber wir haben auch eine nette Terrasse an unserem Hotel, da lassen wir den Abend dann bei einem Glas Wein ausklingen.

 

Tag 7: ab nach Sartène, die korsischste aller korsischen Städte (lt. Prosper Mérimée)
Nach einem etwas minimalistischen, aber durchaus ausreichenden Frühstück auf der wirklich netten Terrasse des Hotels machen wir uns auf Richtung Sartèrne. Hier galt bis in letzte Jahrhundert noch das Gesetz der Vendetta, der Blutrache. Naja, wir sind uns nicht sicher, ob diese nicht heute noch gilt… Nachts da durchlaufen wollen wir lieber nicht. Die Stadt stand auf unserer “Must-see”-Liste, hier erlebt man Korsika wirklich absolut authentisch. Auch hier verbringen wir einen tollen Tag und die Strecke hierhin ist auch wunderbar. Obwohl: ab diesem Tag kürzen wir die Touren ab. Alles, was eigentlich geplant war, schmeißen wir über den Haufen. Es ist einfach zu heiß. Unsere Touren bestehen jetzt nur noch aus 2 Punkten: Start und Ziel. 
Korsika ist im Moment auch für hiesige Verhältnisse ungewöhnlich heiß, sagen die EInheimischen. Bei 36°C und mehr macht es keinen Spaß mehr,  den Tag auf dem Moped zu verbringen, denn ab 16.00 Uhr steigt vom Asphalt die gespeicherte Hitze auf und das macht es dann unerträglich heiß.
Wir übernachten auf einem Weingut mitten in der Pampa ca. 20 km von Sartène entfernt. Ein wunderschönes Fleckchen Erde. Das Gelände ist schon der Hammer, unser Zimmer aber auch!

 

Tag 8: Bonifacio, was eine Stadt!
Super Frühstück , aufs Moped und weiter Richtung Bonifacio, die Strecke dahin einfach nur schön. Dort angekommen erstmal zwei Runden kreisen. Nicht, weil keine Parkplätze da sind, sondern weil wir zu blind sind, diese zu sehen, wohl zu nah dran …Mopeds abstellen und jetzt erstmal Stadtbesichtigung… Diese genießen wir (zu Fuß) auch sehr, obwohl Manu froh ist, als wir endlich in einem Café sitzen nach der Treppauf, Treppab-Tour…
Wir müssen aber weiter… unser heutiges Hotel ist in Vivario… 
Von Bonifacio bis Vivario… was eine schöne Strecke… diesmal auch mit teilweise sehr gut zu fahrendem Asphalt. Mitten durch die Berge mit einer traumhaften Aussicht. 
Und dann kommen wir in Vivario an… das Navi hat sich trotz penibler Planung etwas mit dem Standort des Hotels verhauen. Besagtes möchte uns eine Straße hinunter schicken, die förmlich ein 45 Grad Gefälle hat bei mehr als löcherigem Asphalt und losem Schotter darauf. Diese fahren wir bestimmt nicht runter. Also Mopeds an einem freien Parkplatz abstellen und erstmal schauen, wo wir hin müssen. Dafür setzen wir uns gemütlich ins nahe gelegene Café und genießen schon mal die erfolgreiche Tagestour bei einem kühlen Getränk.
Dank Google-Maps finden wir auch die richtige Position des Hotels. Wir sind praktisch daran vorbeigefahren, ohne es zu bemerken. Es ist wunderschön, liegt wie eine kleine Insel auf einem Spitz zwischen der Haupt- und einer Nebenstraße. Die Zimmer praktisch gerade frisch renoviert und auch mit neuem Mobiliar eingerichtet.
Nachdem wir uns etwas frisch gemacht haben, beschließen wir, das süße Städtchen auszukundschaften. Das geht dank der Größe des Örtchens schnell und so lassen wir den Abend im Hotel-Restaurant bei hervorragendem  Essen (hier kocht die Chefin selbst) und einem leckeren Bier bzw. Wein ausklingen.

 

Tag 9: letzte Tagestour auf Korsika
Heute geht es bis kurz vor Bastia, bedingt durch die herrschenden 36-38°C beschließen wir, die kürzestmögliche Strecke zu fahren. Da ist leider auch während der insgesamt knapp 75 km nicht großartig etwas Sehenswertes zu sehen, zumal die Ostküste bei weitem nicht so schön ist wie die Westküste.
Das einzig “Aufregende” an dem Tag ist Anke’s Wespenstich. Ihr fällt besagte in die Jacke, weil sich das Halstuch während der Fahrt löst. Die Wespe sticht vor lauter Schreck zu, aber dankt direktem Einschmieren der Stelle passiert nichts Schlimmes.
Wir sind nun kurz nach Mittag schon an unserem Tagesziel angekommen. Diesmal übernachten wir in einer Ferienanlage. Anke geht nachmittags an den wunderbar erfrischenden Pool, Manu ist es da zu warm, er hält lieber ein Nickerchen im Zimmer.
Abends geht es dann ins Restaurant und danach genießen wir noch die selbst mitgebrachte Flasche Rotwein auf der Terrasse vor der Ferienwohnung.

 

Tag 10: …und  wieder ab auf die Fähre
Unsere Fähre geht um 14 Uhr Richtung Livorno. So haben wir noch Zeit, uns etwas Bastia anzusehen. Schweren Herzens nehmen wir Abschied von dieser traumhaften Insel und sind uns da bereits sicher, dass wir nächstes Jahr wiederkommen, Korsika hat uns mit seiner Schönheit direkt ins Herz getroffen.

Auf der Fähre treffen wir  Natalie aus München, die wir auf der Hinfahrt bereits kennengelernt haben, sie war zu einer echt korsischen Hochzeit ihres Schwagers in spé auf der Insel und bei sehr angeregtem Gespräch an Deck geht die Fahrzeit ruckzuck um.
In Livorno angekommen, geht es nach Treviano, einem Dorf irgendwo  im Nirgendwo. Am Ortseingang sitzt ein älteres Paar auf der Mauer. Noch nicht ganz die Motorräder abgestellt, kommt der Mann auf uns zu und versucht uns zu erklären, dass wir die Motorräder da nicht stehen lassen können. Den Parkplatz benötigt am nächsten Morgen der Linienbus, um wenden zu können. Wie sich jetzt herausstellt, gehört dem Ehepaar das kleine Hotel, in dem wir heute übernachten. Manu fährt noch “eben” die beiden Mopeds auf den gegenüberliegenden Schotterplatz hinunter, wir schnappen uns unsere Koffer und laufen dem Herrn -die Frau bleibt noch auf dem Mäuerchen sitzen- hinterher zum Hotel. Jetzt wissen wir auch, warum die beiden da auf uns gewartet haben. Das hätten wir nie im Leben gefunden! Wir laufen und laufen und laufen und fragen uns langsam, wo er mit uns hin will. Die Gassen sind so schmal, dass wir problemlos die Fassaden berühren können, wenn wir die Arme zu den Seiten ausstrecken.
Am Hotel angekommen, wird erstmal die komplett verschlossene Tür aufgeschlossen. Klar, in dem kleinen Dörfchen, wo jeder jeden kennt, wird bestimmt täglich eingebrochen… Vor WLAN-Hackern haben sie obendrauf auch Angst. Wir brauchen 3 Anläufe, um den WLAN-Schlüssel fehlerfrei einzugeben:
Nachdem dies geschafft ist, fragen wir nach, wo man denn hier etwas essen könnte. Unten an der Hauptstraße im Nachbarstädtchen ist eine Pizzeria. Nach Aussage gerade 2 km entfernt. Hm, die können wir ja locker gemütlich zu Fuß gehen… denken wir! Aus den 2 km werden knapp drei… Wir kommen dann endlich an der Pizzeria an und bekommen zu hören “Finito”, sprich Feierabend. Wieso haben wir in jedem Urlaub so einen Tag, an dem wir abends nicht mehr bekommen???
OK, dann ab in die Kneipe und etwas trinken. Die 2 Bier bzw. Wein sind lecker, aber jetzt müssen wir wieder zurück (zu Fuß, Anke in Flipflops!) zum Hotel, das ja immerhin nur gaaaaaanz oben auf dem Berg liegt. Also je eine Flasche Wein und Wasser in der Kneipe kaufen und ran an den Berg in stockfinsterer Nacht, ohne Straßenbeleuchtung. Zwischendurch mal ein beherzter Sprung in den Straßengraben, denn ab und zu kommt doch mal jemand die Straße entlang. Oben angekommen, sind wir bedient. Ab aufs Bett (nach dem erneuten Duschen) und ein paar Salzstangen aus dem Heckrucksack knabbern… Aber einen Vorteil hat das Ganze auch: seit unserer Kindheit haben wir nicht mehr so viele Glühwürmchen auf einen Haufen gesehen, es waren tausende unterwegs, und allein das war den Marsch schon fast wert 🙂

 

Tag 11: auf nach Como!
Heute mutiert Anke’s kleine Diva mal wieder zur Bergziege. Es geht durch’s wunderschöne Ligurien bis kurz vor Parma über Land… tolle Kurvenstrecke, aber der Asphalt grottig… Frostschäden überall, denn von November bis April nur mit Winterausrüstung zu befahren… nicht witzig, wenn in voller Schräglage in der Linkskurve plötzlich die halbe rechte Fahrbahn weggesackt ist… Ideallinie heißt heute: idealerweise eine Linie zwischen den Löchern finden! Dafür werden wir mit einer fantastischen Aussicht belohnt.
Dann geht es auf die Autobahn, denn bei 34°C hilft nur noch Geschwindigkeit. Auf der Autobahn-Strecke lernen wir auch die italienischen Fahrweisen der Motorradfahrer im Stau kennen. Die Fahrspuren in Italien sind schmaler als bei uns. Somit fällt es (mit Koffern) aus, durch die Mitte zu fahren. Aber warum auch? In Italien gibt es keinen “Standstreifen”, dies ist ein Mehrzweckstreifen! 
Vor Mailand haben wir Stau und suchen uns einen LKW hinter dem wir stehen können. Hier ist wenigstens Schatten. Da werden wir sogar schon von Autofahrern gefragt, was wir denn da machen bzw. warum wir nicht weiterfahren. OK… 10 Minuten italienisches Motorradfahren beobachten und danach ab auf besagten Mehrzweckstreifen! Die kacheln da mit 90 Sachen am stehenden Verkehr vorbei, egal ob Aus-/Auffahrten da sind oder nicht. Aber: es funktioniert! Im Zickzack an den ab- und auffahrenden Autos vorbei. Kein Meckern, kein Hupen, nichts!
Heute Abend haben wir ein super schönes B&B kurz vor Como und sind die einzigen Gäste. Wir haben das riesige Haus für uns allein und entspannen bei einem Glas Rotwein auf der Dachterrasse.

 

Tag 12: Comer See, wir kommen Dich besuchen!
Heute geht es am wunderschönen Comer See entlang Richtung Schweiz. Hier kann man bedeutend mehr sehen als am Gardasee. Wir fahren die komplette westliche Küste ab und halten uns hiernach Richtung Schweiz. Aber nicht mal eben so. Der Malojapass muss es sein! Manu hat Spaß für drei, Anke ist -dank zwei Radfahrern und auf ihrer Spur entgegenkommendem Verkehr gleich in den ersten Spitzkehren- oben angekommen fix und foxi.
Das jetzt folgende Hochplateau entschädigt  aber für diese Strapazen. Kennt ihr diese riesigen Modell-Eisenbahnen samt der umliegenden Landschaften? Genau so wunderschön sieht es aus. Endlich haben wir auch Straßen mit astreinem Asphalt. An St. Moritz vorbei geht es weiter Richtung Österreich. Da kommen wir um eine Rechtskurve herum, steht da so ein “Männchen” und fordert zum Stoppen auf. Reifen- und Auspuff-Sichtprüfung und wir dürfen weiterfahren.
Nachdem wir wieder aus der Schweiz raus sind, geht es in Österreich weiter bis nach Imst. Hier fahren wir direkt zum Auto samt Hänger und laden die Mopeds auf. Mit dem Gespann geht es jetzt zur Pension unserer letzten Übernachtung dieser traumhaften Tour. Wir sind dann grade mal 20 Minuten im Hotel, die Mopeds auf dem Hänger im Hof, als es anfängt zu regnen wie aus Eimern… so machen wir uns auf in die örtliche Pizzeria, zum Glück haben wir einen großen Schirm im Auto…

 

Tag 13: Abschied tut weh…
Mit einem tränenden Auge, aber wunderschönen Erlebnissen treten wir die Heimfahrt an. Wir haben mit der Variante mit dem Hänger alles richtig gemacht. Vor 13 Tagen im Regen in Imst angekommen und heute fahren wir auch im Regen wieder los.
Diese Tour war so schön, dass wir endgültig beschließen, die angedachte Tour 2017 in die Provence auf 2018 zu verschieben und dafür erneut nach Korsika zu fahren und zählen seitdem die Tage bis zum erneuten Aufbruch zu der traumhaften Insel im Mittelmeer, auf der Anke schon vor über 30 Jahren ein Stückchen ihres Herzens gelassen hat, um es dieses Jahr ganz dort zu verlieren…